Es nervt: Am frühen Nachmittag ist bei mir oft die Luft raus. Ich ertappe mich dabei, auf den Bildschirm zu starren – und gar nicht aufzunehmen, was ich gerade lese. Oder auf den leeren Bildschirm zu starren und keinen Plan zu haben, wie ich weitermache. Sitzen zu bleiben und angestrengt zu versuchen, mich zu konzentrieren – das funktioniert höchstens für kurze Zeit, dann wird es wieder wattig in meinem Hirn. Mir hilft stattdessen: Entweder aufstehen und eine kurze Runde spazieren gehen. Oder aber mich für eine Viertelstunde auf die Couch zu legen. In beiden Fällen bin ich hinterher geistig erfrischt und kann wieder kreativ und produktiv weiterarbeiten. Dass ein körperliches In-Bewegung-Kommen auch den Geist in Bewegung bringt, leuchtet den meisten ein. Auch die frische Luft und das Grün auf den Feldern und Wiesen helfen meinen Gehirnzellen auf die Sprünge. Dass auch ein kurzes Schläfchen gut für die Kreativität ist, ist vielleicht nicht so offensichtlich.
Wieso du den inneren Kritiker nicht loswerden oder besiegen kannst
Wenn es um das innere Team oder innere Anteile geht, ist kaum ein Anteil so unbeliebt wie der innere Kritiker (der natürlich auch eine innere Kritikerin sein kann). Der innere Kritiker ist eine innere Stimme, die alles kritisiert, was wir tun. Oder die nörgelt oder uns – im Extremfall – richtig üble Beschimpfungen um die Ohren haut. Viele Schreibende kennen diesen inneren Kritiker, der ihnen einflüstert, dass sie doch gar nicht schreiben können, dass sie nichts zu sagen haben, dass man das doch so nicht schreiben kann … Im Coaching oder auch in Gesprächen höre ich von Betroffenen immer wieder den Wunsch, diesen nervigen/lästigen/störenden Anteil loswerden zu wollen. So verständlich der Wunsch ist: Das wird nicht klappen. Der innere Kritiker ist ein Teil von uns
Wenn du nicht weißt, wie und wo du mit dem Schreiben beginnen sollst
Schreibblockaden können verschiedenste Ursachen haben. Eine typische Situation ist: Du sitzt vor dem leeren Blatt oder Bildschirm und weißt einfach nicht, wo und wie du mit dem Schreiben anfangen sollst. Das ist häufig dann der Fall, wenn du über ein Thema schreiben willst, über das du viel weißt (oder viel recherchiert hast). Dann lautet die spannende Frage: Wie wähle ich aus, worüber ich schreibe? Und was behandle ich nicht? Wie anfangen? Das Wichtigste, wenn du vor einem leeren Blatt oder einem leeren Bildschirm sitzt, ist: Ins Schreiben kommen. Wenn wir erst einmal angefangen haben, wenn wir den ersten Satz geschrieben haben, dann ist es viel leichter, auch den zweiten zu schreiben und den dritten und so weiter. Dabei helfen die 3 W. Die 3 W-Fragen Das sind drei W-Fragen, die ich so auch in meine Textdatei schreibe und sie beantworte. Schriftlich. Damit fange ich an zu schreiben. Dann ist das Blatt bzw. der Bildschirm nicht mehr leer. Was sind nun die drei W-Fragen? Frage 1: Für WEN schreibe ich? Darüber habe ich einen ganzen Beitrag verfasst, den du hier findest. Frage 2: WORUM geht es überhaupt? Die Antwort könnte lauten: Das wird ein Angebot für die Firma Meier, es geht um einen 2-Tage-Workshop im September zum Thema „Wie gehe ich mit Ablenkungen durch Social Media um?“. Oder: Das wird ein Schreibtipp. Da erkläre ich, warum es so wichtig ist, sich einen Leser oder eine Leserin auszuwählen und für diese Person zu schreiben. Du siehst schon: Das WORUM ist nicht einfach nur ein Wort, sondern darf gern ausführlicher sein. Wenn ich da nur schreiben würde: „Das wird ein Schreibtipp“. Dann ist das zu knapp. Und auch zu allgemein. Du darfst da ruhig etwas präziser werden. Frage 3: WAS sollen meine Leser/Leserinnen hinterher wissen? Oder WAS sollen sie tun? Es kann sein, dass es einfach nur ums Informieren geht, dann soll mein Leser etwas ganz Bestimmtes wissen oder verstanden haben. Oder ich will mit dem Text etwas erreichen. Ich will, dass sich meine Leser*innen eine bestimmte Entscheidung treffen, ich will, dass sie etwas tun oder etwas unterlassen. Diese Frage hat gleich mehrere Funktionen: Ich werde klarer darüber, wozu ich den Text überhaupt schreibe. Der Text kriegt eine Ausrichtung. Das merken auch die Leser – vielleicht nicht bewusst. Bei Texten, die keine klare Ausrichtung haben, merkt man das. Man merkt, wenn sich der Autor, die Autorin nicht entscheiden konnte. Ich habe eine Richtschnur, anhand der ich den Text, wenn er fertig ist, noch mal überprüfen kann. Die Antwort auf die Frage steht bei mir am Anfang der Textdatei. Wenn ich mit dem Überarbeiten fertig bin, lese ich die Antwort noch einmal – und dann lese ich den Text noch ein letztes Mal durch, um zu schauen, ob der Text auch wirklich das leistet, was ich damit erreichen will. Die 4. W-Frage: WAS muss rein? Wenn ich nach der 3. Frage immer noch nicht weiß, wo ich anfangen soll, dann stelle ich mir eine 4. W-Frage: Was muss alles rein? Dann tippe ich alle Gedanken runter, die mir zu dem Thema einfallen. Da ist es wieder wichtig, bei der Frage “WORUM geht es?”, das Thema schon eng zu fassen. Sonst ufert die Stoffsammlung aus, und das blockiert dann auch wieder. Und WAS kommt nicht rein? Und jetzt kommt der für viele schwierigste Part: Speichere das Dokument als “Ideen-Steinbruch”. Dann löschst du alle Ideen und Gedanken, über die du dieses Mal nicht schreiben willst, und speicherst das Dokument anschließend unter einem anderen Namen. In den allermeisten Fällen ergibt sich der Startpunkt, an dem du mit dem Artikel, Blogbeitrag oder Buchkapitel loslegst, aus deiner (bereinigten) Stoffsammlung. Nachdem du jetzt schon die ganze Zeit geschrieben (und gelöscht) hast, ist es meist nicht schwierig, weiter zu schreiben. Bildquellen Das Titelfoto stammt von Simone Secci (via Unsplash), der Screenshot von mir.
Fokus auf den Prozess: So kommst du bei deinen Schreibvorhaben kontinuierlich weiter
Manuela und Richard hatten sich ganz zielstrebig ans Schreiben ihrer Bücher gemacht. Manuela hatte sich die Wochenenden für ihr Sachbuch geblockt und wollte pro Wochenende ein ganzes bzw. ein halbes Kapitel schreiben. Richard hat ausgerechnet, dass er für seinen Science-Fiction-Roman 500 Wörter am Tag schreiben muss, um nach einem halben Jahr die erste Fassung fertig zu haben (der Roman soll 300 Seiten umfassen, 500 Wörter entsprechen zwei Normseiten, und wenn Richard an 6 Tagen pro Woche schreibt, ist er nach 25 Wochen fertig). Soweit der Plan Der nur leider in beiden Fällen nicht funktioniert hat (sonst würde ich hier nicht darüber schreiben). Natürlich ist es gut, einen Plan zu haben, der erreichbar, ins Umfeld (Familie, Freunde, Beruf) passt und auch motivierend ist. Was bei Manuela und Richard der Fall war, denn „ihre Hausaufgaben“, also die Recherche, hatten sie weitgehend schon erledigt, sodass es ihnen zumindest theoretisch möglich war, ihre Schreibziele zu erreichen. Auch wenn die Ziele durchaus sportlich waren. Was schief gelaufen ist Ein sportliches Ziel mit der Erwartung, ein ganz konkretes Ergebnis zu erzielen: Das kann funktionieren. Kann aber auch leicht dazu führen, dass man das gewünschte Ziel nicht ganz erreicht. Dass das Kapitel nicht komplett fertig wird, dass man mehrere Tage hintereinander nicht die gewünschte Anzahl an Wörtern schreibt. Das führt dann schnell zu Enttäuschung, zu Frust. Nicht selten auch zu Selbstzweifeln, zu negativen Selbstgesprächen und Selbstabwertung. Und schon steckt man in einer Abwärtsspirale, die immer mehr am Selbstwertgefühl nagt. Sich da am nächsten Wochenende oder am nächsten Tag wieder aufzuraffen und mit frischer Energie loszulegen, wird immer schwieriger. Die Fixierung auf ein bestimmtes Ergebnis kann – und tut das auch häufig – in eine Blockade führen. Wie es besser geht: Fokus auf den Prozess statt auf das Ergebnis Das beste Gegenmittel, mit dem man einer solchen Blockade oder Lähmung vorbeugt, ist ein Perspektivwechsel: Konzentriere dich nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Prozess, also auf die Schritte, die dich zum Ergebnis bringen. Fokus auf den Prozess heißt beim Schreiben: Statt dir vorzunehmen, beispielsweise Kapitel 3 deines Buchs oder Berichts zu schreiben, setze dir als Ziel, eine Stunde oder zwei Stunden (mit Pause) am PC zu sitzen und nichts anderes zu tun als zu schreiben – also keine E-Mails, kein Facebook, kein Web, kein Spiel. Und wenn zwei Stunden zu lang sind, dann nimm 60 oder 30 Minuten. Diese Zeit ist ganz allein für das Schreiben gedacht. Wenn du nicht schreibst, dann sitzt du vor deiner Tastatur – und bleibst da auch. Du hast „gewonnen“, wenn du in der dafür reservierten Zeit dranbleibst und nichts anderes tust, als zu schreiben. Löschen kannst du das Geschriebene hinterher immer noch. Oder es überarbeiten. Und natürlich kannst du dir auch mehrere Schreibzeiten am Tag einplanen, wenn das möglich ist. Der Druck, unter den wir uns setzen, wenn wir ein festes Ergebnis erzielen wollen, lähmt uns. Dagegen hilft ein System, das auf den Prozess, also das Tun, fokussiert und nicht auf das (perfekte) Ergebnis. Das Tun sollte möglichst einfach sein – zum Beispiel: „Ich setze mich hin und tippe“ (nicht: „Ich schreibe einen Blogbeitrag, in dem alles zum Thema x steht“) oder „Ich übe eine Stunde lang Klavier“. Wenn du dich auf das Tun konzentrierst und nicht ständig das perfekte Ergebnis im Hinterkopf hast, dann kannst du die Aktivität genießen – und du wirst auch immer besser in dem, was du tust. Wie lange am Stück? Beim Schreiben funktionieren für die meisten Menschen Zeiteinheiten zwischen 30 Minuten und 2 x 60 Minuten gut. Spätestens nach 90 (besser nach 60) Minuten ist eine Pause sinnvoll – Pause heißt: Weg vom Computer, etwas Bewegung und frische Luft. Sich wie Manuela vorzunehmen, über Wochen immer ein ganzes Wochenende zum Schreiben zu nutzen, ist in den seltensten Fällen eine gute Idee. Die Vorstellung, in einer fokussierten Hauruck-Aktion ganz viel zu schaffen, ist verführerisch. Manche haben auf diese Weise während des Studiums in wenigen Tagen längere Arbeiten geschrieben – oder haben von anderen gehört, die das geschafft haben. Über einen längeren Zeitraum, also Wochen oder Monate, ist das aber nicht nur ungesund und geht zulasten der sozialen Beziehungen und hat das Potenzial für ganz viel Frust. Denn der selbstgemachte Druck und die Gefahr des Scheiterns sind extrem hoch. Was, wenn ich mir vornehme, das ganze Wochenende durchzuschreiben, es am Samstagmorgen aber erst einmal zäh losgeht? Wenn ich die erste Stunde nichts zustande bringe und mittags vielleicht eine Seite geschafft habe (von 4 Seiten, die ich mir vorgenommen hatte). Dann steigt der Druck, „jetzt aber wirklich Gas zu geben“. Samstagabend ist schon klar, dass das Ziel nicht mehr zu erreichen ist … Ich empfehle daher, lieber öfter und vor allem regelmäßig kürzere Etappen einzulegen statt eines Marathons. Also lieber jeden Tag oder jeden zweiten Tag ein oder zwei Stunden, wenn du neben einem Voll- oder Teilzeit-Job an einem längeren Schreibprojekt wie einem Buch schreibst. Durch die Regelmäßigkeit bekommst du mehr Übung, das Schreiben wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit, du musst dich nicht jedes Mal wieder neu dazu aufraffen. Und es macht auch wenig, wenn es mal an einem Tag nicht so gut läuft. Wie lange auch immer die für dich passenden Zeiteinheiten sind: Entscheidend ist, sich nicht mit dem Ziel ans Schreiben zu setzen, eine bestimmte Anzahl Wörter oder Seiten zu schaffen. Fokussiere dich lieber darauf, während der reservierten Zeit nichts anderes zu tun als zu schreiben (oder, wenn du nicht schreibst, einfach da zu sitzen). Fokus auf den Prozess auch bei anderen Tätigkeiten Das Prinzip, sich auf das Tun zu fokussieren statt auf das Ergebnis, funktioniert natürlich auch in vielen anderen Bereichen. Ob es darum geht, Sport zu machen, mit einem Musikinstrument zu üben oder eine andere künstlerische Tätigkeit auszuüben. Statt „heute spiele ich die Sonate x perfekt“ könnte das Ziel sein: „heute spiele ich die Sonate dreimal durch“. Bildquelle Das Titelfoto stammt von Jake Hills (via Unsplash).
Hochstapler-Syndrom: Wenn keiner merken darf, dass Sie Fehler machen
Die amerikanische Schriftstellerin und Dichterin Maya Angelou (1928 bis 2014) soll einmal gesagt haben: „Ich habe elf Bücher geschrieben. Aber jedes Mal denke ich ‘Ohoh, jetzt werden sie’s rausfinden. Ich habe sie alle getäuscht, und sie werden mir auf die Schliche kommen.’“ Ein klassischer Fall von Hochstapler-Syndrom (korrekter wäre der Begriff Hochstapler-Phänomen – mehr zu den Begriffen am Ende des Beitrags). Häufig schätzen Menschen, die sich für Hochstapler halten, ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen falsch ein. Sie denken, dass ihre Erfolge nur aus Zufall oder Glück oder durch Fleiß oder Manipulation zustande gekommen sind. Zusätzlich haben sie ständig Angst, jemand könnte bemerken, dass sie allen nur etwas vorgemacht haben und gar nicht so intelligent oder begabt sind. Kurz: Es könnte herauskommen, dass sie im Grunde Hochstapler, Betrüger oder Blender sind. Ihre Angst ist es, aufzufliegen und wie der Kaiser im Märchen ohne Kleider da zu stehen. Woran erkennt man das Hochstapler-Syndrom? Betroffene zeigen eins oder mehrere der folgenden Symptome:
Kaizen statt Perfektionismus
Jacob und ich hatten keinen guten Start miteinander. Bei einer Abendessenrunde hatte uns eine gemeinsame Freundin nebeneinander platziert und uns so vorgestellt: „Das ist Jacob, der größte Perfektionist, den ich kenne. Und das ist Franz, er hat ein Buch geschrieben, in dem er Perfektionisten beibringt, wie sie endlich ein richtiges Leben führen.“ Ich kam gar nicht dazu, zu sagen, dass in meinem Buch für Perfektionisten nicht steht, wie man ein richtiges Leben führt. Jacob war schneller: „Ich brauche keinen Ratgeber, schon gar keinen, der mir empfiehlt, mich mit halben Sachen zufrieden zu geben. Nur wer perfekt ist, ragt aus der grauen Masse heraus und kann Großartiges leisten. Ich gebe immer 150 Prozent, für alles andere ist mir meine Zeit zu schade.“ Er holte tief Luft und legte nach: „Und überhaupt: Wenn Du im OP-Saal liegst, dann willst Du sicher auch, dass der Chirurg perfekt arbeitet.“